Vom Medikament zum Drogenmissbrauch

Joe Vegas' Weg in die Methamphetamin-Abhängigkeit und in die Verzweiflung begann mit sieben Jahren, als ihm seine Mutter das erste Stimulans gab. 51 Dieses häufig verschriebene Mittel und "Speed sind dasselbe, ob die Leute es nun zugeben wollen oder nicht", so der heute Achtundzwanzigjährige.




  • Psychiater nennen ihre Drogen gern "Medikamente". Vielleicht erweckt dieses Wort die Vorstellung von einem wohltuenden Hustensaft, den ein gutmütiger Hausarzt verschreibt. Aber alle psychiatrischen Medikamente sind bewusstseinsverändernde Drogen und die meisten besitzen ein hohes Suchtpotential.



  • Die Einnahme von bewusstseinsverändernden Drogen in der Kindheit ist ein Hauptfaktor für eine spätere Kokainabhängigkeit.52 Die US-Drogenaufsichtsbehörde (Drug Enforcement Administration, DEA) berichtet, dass die Einnahme des am häufigsten gegen ADHS verschriebenen Stimulans den Konsumenten für die Wirkung von Kokain - in anderen Worten für Kokainabhängigkeit - anfällig macht.



  • Laut der DEA ist der Missbrauch von Methylphenidat auf der Straße zu einem ernsten Problem geworden. Die Droge, die 1960 an amerikanischen Schulen eingeführt wurde, wird heute für fünf bis zehn Dollar pro Pille auf dem Schwarzmarkt verkauft. Sie ist auch unter den Namen "Vitamin R", "R-Ball" und "Kokain für arme Leute" bekannt. Für den illegalen Gebrauch wird sie zerrieben und dann geschnupft oder gespritzt.53



  • Aufgrund der Untersuchung einer Gruppe im Jahre 1960 geborener Erwachsener schloss die DEA: "Die ersten Daten deuteten darauf hin, dass bei der mit Medikamenten behandelten ADHS-Gruppe eine größere Wahrscheinlichkeit späteren Kokainkonsums anzutreffen war sowie ein größerer Prozentsatz von Leuten, die mehr als 40 mal Kokain konsumierten … diese ersten Daten legen nahe, dass die Behandlung von ADHS mit Stimulanzien in der Kindheit ein Risikofaktor für Kokainmissbrauch im Erwachsenenalter sein kann." 54



  • Eine 1999 im Journal of Forensic Science (Journal der Gerichtsmedizin) veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass es immer mehr Beweise für den illegalen Konsum von Methylphenidat gibt. Es wird geschnupft oder injiziert, wobei es schon zu Todesfällen kam - zumindest in einem Fall durch intranasalen (durch die Nase) Gebrauch.55



  • Eine 1998 in Kalifornien durchgeführte Untersuchung kommt zu der Feststellung, dass Jugendliche, bei denen ADHS-Symptome diagnostiziert und die mit Stimulanzien behandelt worden waren, als Erwachsene mit dreimal größerer Wahrscheinlichkeit Kokain konsumierten.56



  • Die Ärztin Dr. Mary Ann Block berichtete, dass sich die Produktion des bekanntesten Stimulans gegen "ADHS" für psychiatrische Zwecke von 1992 bis 1996 verdreifacht hat. Im gleichen Zeitraum nahm der Kokainkonsum unter Teenagern um 166% zu.57


  • Im August 2001 war im Journal of the American Medical Association (Journal der amerikanischen Ärztevereinigung) zu lesen, dass Methylphenidat ähnlich wie Kokain wirkt. Als Flüssigkeit injiziert verursacht es einen Kick, den "Süchtige sehr mögen", so Dr. Nora Volkow, Psychiaterin im Brookhaven National Laboratory, Upton, New York. In der Studie wird beschrieben, dass die chemische Struktur des Medikaments der von Kokain ähnelt. Es wird auch eingeräumt, dass Psychiater und Pharmakologen, die dieses Medikament seit 40 Jahren zur Behandlung von ADHS eingesetzt haben, niemals wussten, wie und warum es wirkt.58



WARNUNG: Setzen Sie niemals Psychopharmaka ab, ohne den Rat eines kompetenten nicht-psychiatrischen Arztes einzuholen.